Die Menschheit verbraucht viel mehr Ressourcen als die Erde nachwachsend zur Verfügung stellt. Der hierdurch verursachte Klimawandel führt schon heute zu mehr umweltbedingten Katastrophen (Dürren, Hitzeperioden, Starkregenereignissen und Überflutungen) sowie zunehmenden klimaassoziierten Krankheitsbildern (z.B. Dehydrierung und Nierenerkrankungen, Herz- Kreislauferkrankungen, Allergien und Lungenkrankheiten, neue Pandemien) und Todesfällen.
Der unbestreitbare Klimawandel und seine Folgen sind schon heute unumkehrbar und führt bei ungebremstem Fortgang zum fortschreitenden Entzug der Lebensgrundlagen der Menschheit. Der Gesundheitssektor mit den rankenhäusern ist u.a. als CO2-Emmitent mit etwa 5% für den Ausstoß schädlicher Klimagase hierfür mitverantwortlich.
Gesundheitseinrichtungen sind aber auch selbst durch den Klimawandel betroffen. Die Gesundheitsversorgung muss sich mit erheblichen zusätzlichen personellen und finanziellen Mitteln sowie strukturellen baulichen Veränderungen an die geänderten Krankheitsbilder und die erschwerten Versorgungsbedingungen anpassen.
Um den Folgen mit vertretbaren Mitteln noch entgegen treten zu können, bedarf es erheblicher gemeinsamer Anstrengungen aller gesellschaftlicher Bereiche. Dies gilt auch für den Gesundheitssektor, angefangen bei den Krankenhäusern, den politisch Verantwortlichen und Verbänden über die Beschäftigten bis hin zu den Patienten/-innen und Angehörigen. Hierfür verbleibt nur wenig Zeit. Spätesten in 10 Jahren sollte dieser Transformationsprozess abgeschlossen sein, damit das Ziel, eines effektiven und nachhaltigen Beitrages des Gesundheitsbereichs zum Kilmaschutz noch erreicht werden kann.
Nachthaltigkeitsbemühungen und Maßnahmen zum Klimaschutz werden zunehmend im Focus der öffentlichen Wahrnehmung und der politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Entscheider/-innen stehen. Dies schlägt sich schon heute in zunehmenden Nachhaltigkeitsberichtspflichten (z.B. durch die EU für Betriebe ab 250 Mitarbeitenden ab 2023), der Wahrnehmung durch die Politik (Beschlüsse der MPK zum Klimaschutz) und Einrichtung entsprechender Strukturen in Behörden, der zunehmenden Fokussierung der Thematik in der Fachöffentlichkeit (Ärztetag, Fachgesellschaften etc.) sowie der zunehmenden ökonomischen Berücksichtigung von Aspekten der Nachhaltigkeit bei Investment und Kreditvergaben wieder.
Mit Maßnahmen zum Klimaschutz sind zunächst Kosten verbunden, die in den bestehenden Finanzierungsstrukturen (noch) nicht berücksichtigt werden. Allerdings sind mit den Maßnahmen auch häufig mittel- bis langfristig erhebliche Einsparpotentiale verbunden, deren Bedeutung mit der zu erwartenden höheren CO2-Bepreisung weiter zunehmen werden.
Nachhaltige Unternehmensführung stellt zunehmend auch einen Wettbewerbsfaktor dar. Viele Berliner Krankenhäuser haben ihre Prozesse schon unter ökologischen Gesichtspunkten ausgerichtet und sich selbst Klimaziele gesetzt. Berliner Krankenhäuser beteiligen sich beispielsweise an dem Projekt KLIK green (www.klik-krankenhaus.de), ein auf drei Jahre angelegtes Projekt, mit dem Ziel, während der Laufzeit insgesamt 100.000 Tonnen CO2-Äquivalente in Kliniken und Rehakliniken zu vermeiden. In den teilnehmenden Kliniken werden Klimamager/-innen ausgebildet, um Einsparungen in den Bereichen Energie, IT, Beschaffung, Mobilität, Abfallvermeidung und Speisenversorgung zu erreichen. Sie haben zur CO2-Reduktion in neue Anlagetechniken investiert. Hierzu zählen u. a. Blockheizkraftwerke, Kraft-Wärme-Kopplung, neue Pumpen für Warmwasser, Kältetechnik, neue Lüftungsanlagen, Photovoltaik auf dem Dach oder neue, intelligent zu steuernde Leitsysteme für Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlagen. Mit der Klimaschutzinitiative der GKH Havelhöhe gibt es in Berlin ein Krankenhaus mit bundesweit beachteter Strahlkraft. Von den schon im Klimaschutz aktiven Krankenhäusern können auch diejenigen die erst am Anfang des Wegs stehen durch Erfahrungsaustausch und Kooperation profitieren.
Die BKG hat die Thematik in ihre gesundheitspolitischen Positionen als Schwerpunkt für die kommende LegislaturperiodeAufgenommen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Krankenhäuser bei ihren Maßnahmen zu unterstützen, Rahmenbedingungen für Umweltschutz und Nachhaltigkeit für den Krankenhausbereich mit zu setzten bzw. zu verbessern. Hierfür sollen:
Allerdings: Keine der zu ergreifenden Maßnahmen darf dazu führen, dass die Sicherheit der Patienten gefährdet (z.B. durch nicht vertretbare Reduktion von Hygienemaßnahmen) oder eine gebotene, hochwertige medizinische Versorgung beinträchtigen oder vorenthalten wird.
Orientierung für Ziele, Maßnahmen und Prioritäten gibt das Rahmenwerk Klimagerechte Gesundheitseinrichtungen der deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG).
Zunächst sollten zur Schaffung und Förderung der Motivation von Maßnahmen der Nachhaltigkeit schnelle Interventionen mit Kostenersparnis im Vordergrund stehen. Parallel hierzu sollten Projekte zu langfristigen Maßnahmen in die Planung und zu gegebener Zeit schrittweise umsetzt werden. Ausgangspunkte müssen gemessen, spezifische Ziele definiert und Fortschritte (einschließlich etwaiger Einsparungen) dokumentiert und veröffentlicht werden (Skalierung). Klimaschutz und nachhaltige Gesundheitsversorgung ist Leitungsaufgabe:
Das Klimagutachten des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) kommt zum Ergebnis, dass fehlende Finanzierung und fehlende politische Unterstützung den Klimaschutz in den Krankenhäusern bisher noch ausbremsen. Das DKI hat umfassend klima- und energierelevante Daten erfasst. Die Studie identifiziert Klimaschutzmaßnahmen, um die Klimabilanz von Krankenhäusern zu verbessern.