Schule trifft Krankenhaus: Wie wir junge Menschen für Pflegeberufe gewinnen können

16.12.2025

Großes Interesse aus Berliner Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Schulen: Gemeinsam wurde diskutiert, wie junge Menschen für den Pflegeberuf begeistert werden können.

Wie gelingt es, Jugendliche für die Pflege zu begeistern, ihnen einen realistischen Einblick zu geben und sie während der Ausbildung zu halten? Darüber haben am 5. Dezember Vertreterinnen und Vertreter aus Berliner Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Schulen in der Geschäftsstelle der Berliner Krankenhausgesellschaft diskutiert. Die Veranstaltung war Teil unserer Kampagne #PflegeJetztBerlin und gehört zur Reihe „Schule Wirtschaft im Dialog“ von SCHULEWIRTSCHAFT Berlin-Brandenburg in Kooperation mit Partner Schule Wirtschaft (PSW).

Partner Schule Wirtschaft (PSW) arbeitet seit Jahren im Rahmen des Landeskonzepts für Berufliche Orientierung daran, Lehrkräfte als zentrale Bindeglieder in der Berufsorientierung zu stärken. Denn sie sind es, die Jugendlichen Orientierung geben, Praktika begleiten und erste berufliche Impulse zu setzen. Genau deshalb bringt PSW Schulen und Betriebe zusammen: damit Lehrkräfte den Pflegeberuf realistisch vermitteln können und Kliniken die Menschen erreichen, die junge Talente tatsächlich jeden Tag beraten.

Schon in der Begrüßung machte BKG-Geschäftsführer Marc Schreiner deutlich, wie groß der Bedarf an Pflegefachkräften ist und wie entscheidend gute Berufsorientierung dafür bleibt. Umso wertvoller war, dass an diesem Tag nicht nur Expertinnen und Experten sprachen, sondern auch zwei junge Frauen, die selbst gerade ihren Weg in der Pflege gehen: Frieda Schoknecht, frisch examinierte Pflegefachfrau am Immanuel Krankenhaus Berlin, und Anniek Eichhorst, Schülerin und Pflegepraktikantin an der Park-Klinik-Weißensee.

Einblicke aus Schule und Praxis

Spannende Einblicke: Eine Schülerpraktikantin und eine frisch examinierte Pflegefachkraft berichteten aus Ausbildung und Praktikum.

Ina Klarenbach, Lehrerin und Schulberaterin für Berufs- und Studienorientierung, zeigte, wie vielfältig Berufsorientierung an Berliner Schulen inzwischen aufgestellt ist. Praktika in den Jahrgängen neun und zehn, innerschulische Projekte ab Klasse sieben und Kooperationen mit Betrieben. Ihr Beispiel aus Marzahn-Hellersdorf zeigte, dass Zusammenarbeit funktioniert, wenn Schulen und Betriebe – in diesem Fall das Unfallkrankenhaus Berlin – regelmäßig im Austausch stehen. Vom Hindernis-Parcours mit Rollstuhl bis hin zu Krankenhausführungen: „Man muss ein Erlebnis schaffen“, sagte Klarenbach. Nur dann bleiben Eindrücke bei den Jugendlichen hängen.

Auch der Blick der Kliniken machte deutlich, was Praktika leisten können. Ewa Kropp, Beauftragte für die praktische Ausbildung in der Park-Klinik-Weißensee, betonte, wie wichtig eine gute Begleitung ist. Praktikant/-innen seien nicht da, um Personallücken zu füllen. Vielmehr gehe es darum, individuelle Interessen ernst zu nehmen, realistische Einblicke zu geben und Überforderung zu vermeiden.

Was junge Menschen brauchen

Anniek Eichhorst erzählte offen von ihren Erfahrungen. Sie erlebte zum ersten Mal den Klinikalltag, sah Stationen von innen – und merkte schnell, was sie anspricht und was nicht. Der OP war nichts für sie, der Kontakt mit Patientinnen und Patienten dagegen umso mehr. Dass schwierige Situationen, wie zum Beispiel der Tod eines Patienten, dazugehören, verschwieg sie nicht. Trotzdem habe sie aus dem Praktikum viel Positives mitgenommen: Orientierung, eine klare Vorstellung vom Pflegeberuf und die Nähe zum Team.

Frieda Schonknecht, die ihre Ausbildung gerade abgeschlossen hat, berichtete ebenfalls ehrlich. Die Langzeitpflege im ersten Ausbildungsjahr war für sie der schwierigste Teil. Jugendliche in Ausbildung oder im Praktikum bräuchten Mut, Probleme anzusprechen – und Strukturen, die ihnen das ermöglichen. Sonst droht der Abbruch. Rund 40 Prozent der Pflegeauszubildenden in Berlin brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab.

Was Schulen und Kliniken gemeinsam leisten können

„Food for thought“: Vertreter/-innen der Berliner Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Schulen haben viele spannende Punkte für Ihre Arbeit mitgenommen.

Die Diskussion mit den Teilnehmenden zeigte deutlich, dass beide Seiten voneinander profitieren können. Lehrkräfte brauchen kurze Wege zu den Kliniken. Kliniken müssen verstehen, wie Schulen arbeiten. Niedrigschwellige Bewerbungsprozesse für Praktika, klare Anforderungen zu Impfstatus oder Unterlagen, feste Ansprechpersonen – all das senkt Hürden.

Wichtig ist auch, den Beruf ausgewogen darzustellen. Keine Schönfärberei, keine Schreckensszenarien. Pflege ist viel mehr als der Blick in die Medien suggeriert: Sie ist medizinisch anspruchsvoll, interdisziplinär, vielfältig – und sie bietet echte Entwicklungsmöglichkeiten. Praktikum, FSJ, Ausbildung, Studium: Auf kaum einem anderem Berufsfeld kann man sich so stark weiterentwickeln.

Gute Berufsorientierung braucht Teamarbeit

Was bleibt von diesem Vormittag? Vor allem eines: Motivation. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass Pflegeberufe Jugendlichen nähergebracht werden müssen – über Erlebnisse, Begegnungen und authentische Einblicke. Und, dass gute Berufsorientierung nur funktioniert, wenn Schulen und Kliniken gemeinsam daran arbeiten.

Fest steht: Junge Menschen für die Pflege zu gewinnen ist machbar. Aber es braucht Zeit, Engagement und solche Räume für echten Dialog. Die Berliner Krankenhausgesellschaft bedankt sich bei allen Teilnehmenden für den angeregten Austausch. Wir freuen uns darauf, die Dialoge in Zukunft vertieft fortzuführen.